Studie: 19 Prozent der Deutschen machen aktiv Musik

Das Deutschen Musikinformationszentrums (miz) hat die Ergebnisse seiner repräsentativen Studie zum Amateurmusizieren vorgelegt: 19 Prozent der Bevölkerung ab 6 Jahre in Deutschland machen hobbymäßig Musik.

Es zeigen sich zum Teil gravierende Unterschiede in den verschiedenen soziodemografischen Gruppen: Gut gebildete Menschen mit höherem Einkommen musizieren etwa doppelt so oft wie Menschen mit niedrigerem sozioökonomischem Status. Durchgeführt wurde die Untersuchung im Auftrag des miz auf der Grundlage einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung vom Institut für Demoskopie Allensbach.

MIZ Studie
(Foto: Daniel Reiche / Notenspur Leipzig e.V.)

Die Studie bietet erstmals einen differenzierten Überblick über Altersgruppen, schichtspezifische oder regionale Unterschiede und über die Wege, wie Musizierende in engeren Kontakt mit der Musik gekommen sind. Die Zahlen zeigen, dass knapp die Hälfte der Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 15 Jahren in Deutschland ein Instrument spielt oder gemeinschaftlich singt, während es bei den über 30-Jährigen nur noch etwa 13 Prozent sind. Mit durchschnittlich 11 Jahren liegt das Einstiegsalter für das Musikmachen niedrig.

Aktiv sind die Amateurmusikerinnen und -musiker in verschiedensten Kontexten: Acht von zehn spielen zu Hause bzw. im privaten Umfeld; ein Viertel musiziert in einem Chor, knapp ein Fünftel in der Kirche; ebenso sind die Menschen in Bands, Blaskapellen und Spielmannszügen, Orchestern und Ensembles, bei Freizeiten oder Brauchtumsveranstaltungen engagiert.

Der vollständige Ergebnis- und Methodenbericht steht unter www.miz.org/amateurmusikstudie zur Verfügung.

Einordnung der SOMM

Im Vergleich zu einer von der SOMM – Society Of Music Merchants e.V. 2012 vorgestellten Studie ergibt sich ein positiver Trend, denn zu diesem Zeitpunkt musizierten rund 2 Prozent weniger.

Daniel Knöll, Geschäftsführer der SOMM: „Das ist eine erfreuliche Entwicklung, die zeigt, dass aktives Musikmachen mit Musikinstrumenten und Musikequipment immer noch im Trend liegt. Vor allem der Anteil der musizierenden Kinder und Jugendlichen ist besonders hoch, was gleichlautend auch bedeutet, dass die Attraktivität von Musikinstrumenten bei den jüngeren der Bevölkerung immer noch sehr hoch ist.“

Nichts geändert hat sich hingegen bei den zum Teil gravierenden Unterschieden in den verschiedenen soziodemografischen Gruppen: Gut gebildete Menschen mit höherem Einkommen musizieren etwa doppelt so oft wie Menschen mit niedrigerem sozioökonomischem Status.

„Dieses Ergebnis unterstreicht leider noch einmal zusätzlich die entscheidende Rolle des Musikunterrichts an allgemeinbildenden Schulen: nur hier wird musikalische Bildung einkommensunabhängig vermittelt. Wenn ich gleichzeitig vom Präsidenten des Deutschen Musikrats, Prof. Martin Maria Krüger, die Mahnung höre, dass in Deutschland rund 23.000 qualifizierte Schulmusiklehrer fehlen, ist das alarmierend. Seit Jahren appelliert auch die SOMM an die Politik, hier endlich zu handeln und diesen Missstand nachhaltig zu beseitigen“, so Knöll.

 

Zentrale Ergebnisse der Studie im Überblick:

  • In der Bevölkerung ab 6 Jahre musizieren 18,8 %, das entspricht 14,3 Millionen Menschen. Unter den Kindern und Jugendlichen im Alter 6–15 Jahre liegt der Anteil der Musizierenden bei 48,4 % (3,5 Millionen).
  • Kinder und Jugendliche aus Familien mit hohem sozioökonomischem Status musizieren mit einem Anteil von 63 % weit häufiger als Kinder aus Familien mit mittlerem (41 %) oder niedrigem Status (35 %).
  • 80 % der Amateurmusizierenden ab 16 Jahre spielen ein Instrument: 92 % der Männer, 68 % der Frauen.
  • 40 % der Amateurmusizierenden ab 16 Jahre singen: 56 % der Frauen, 24 % der Männer. Singen ist damit eine Frauendomäne, während Männer eher Instrumente spielen.
  • Die musizierenden Kinder und Jugendlichen spielen fast alle (96 %) ein Instrument; 29 % singen. Während beim Instrumentalspiel die Geschlechterverteilung paritätisch ist, singen mehr Mädchen als Jungen (34 % zu 20 %).
  • Für den Zugang zum Musizieren sorgen in erster Linie öffentliche und private Musikschulen (17 % und 13 %) bzw. private Lehrkräfte (30 %) sowie allgemeinbildende Schulen (36 %), außerdem Musikvereine, Chöre und Orchester (32 %) sowie Familie und Freunde (31 %).
  • Die drei beliebtesten Instrumente in den Altersgruppen ab 16 Jahre sind Gitarre (gesamt 33 %, Männer 45 %, Frauen 21 %), Klavier (gesamt 27 %, Frauen 33 %, Männer 22 %) und E-Piano/ Keyboard/Synthesizer (gesamt 17 %, Männer 26 %, Frauen 8 %). – Bei den Kindern und Jugendlichen rangiert das Klavier an erster Stelle (gesamt 27 %, Mädchen 35 %, Jungen 17 %), gefolgt von Blockflöte (gesamt 24 %, Mädchen 28 %, Jungen 18 %) und Gitarre (gesamt 19 %, Jungen 30 %, Mädchen 11 %).
  • Regional unterscheidet sich die musikalische Aktivität in der Bevölkerung: Liegt sie im Süden bei überdurchschnittlichen 24 %, ist sie in den Regionen West (14 %), Nord (14 %) und Ost (11 %) geringer. – Unterschiede zwischen Dörfern (18 %), Klein-/Mittelstädten (14 %) sowie Großstädten (17 %) zeigen sich dagegen kaum.
  • Die große Mehrheit macht regelmäßig Musik, mindestens einmal pro Woche. Daran hat auch die Corona-Pandemie nur zum Teil etwas geändert: Lediglich ein Viertel der musizierenden Kinder und Jugendlichen (25 %) sowie rund ein Drittel der Amateurmusikern ab 16 Jahre (34 %) schätzt, dass das Musikmachen seit Corona seltener geworden ist. Unter den Singenden fällt die Bilanz deutlicher aus: Hier geht etwa die Hälfte der Amateurmusizierenden (48 %) davon aus, dass sie selbst oder ihre Kinder dadurch seltener musizieren.

Tags: Musikmachen, Studie, SOMM, MIZ

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